Julia Nawalnaja: So erfuhr ich von Putins Mord an meinem Mann (2024)

Julia Nawalnaja im „Time“-Magazin: „An meinem Geburtstag hörte ich Alexejs Stimme zum letzten Mal“

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Sie ist Wladimir Putins schärfste Gegnerin: Julia Nawalnaja (47). Mit ihrem Mann Alexej Nawalny (†47) stellte sie sich 15 Jahre lang gegen den russischen Diktator. Vor zwei Monaten starb Alexej. Dem US-amerikanischen Magazin „Time“ erzählt Julia Nawalnaja jetzt zum ersten Mal davon, wie sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes erhielt und wie sie reagierte.

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Rückblick auf den 16. Februar 2024. Es ist Mittag, als der Kreml bekannt gibt, dass Russlands berühmtester Oppositioneller tot ist. Es ist ein Tag, der für Julia und Alexej so etwas wie ein Jahrestag ist –genau zwei Jahre zuvor, 2022, hatten sie sich zum letzten Mal gesehen.

Er saß damals im russischen Gefängnis von Pokrov und wartete auf den Prozess, den russischen Behörden gegen ihn eingeleitet hatten. Sie hatte ihn mit den gemeinsamen Kindern und ihren Eltern besucht. „Wir sahen im Fernsehen die Olympischen Spiele“, erinnert Julia sich im Gespräch mit „Time“.

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Ein Jahr später: der letzte persönliche Kontakt. Julia erzählt: „Einmal im Sommer, an meinem Geburtstag, hatte er die Erlaubnis für ein Telefongespräch erhalten. Es hat nicht geklappt. Er rief an und sagte: ,Hallo, hallo' und dann brach die Verbindung ab. Es war das letzte Mal, dass ich seine Stimme hörte.“

Im Dezember 2023 wurde Alexej Nawalny in das Gefängnis Nr. 3 Charp nördlich des Polarkreises verlegt. Über die Bedingungen dort erzählt Julia: „In seiner Zelle befand sich ein Lautsprecher. Sie spielten darauf monatelang Reden von Putin.“

Die Verhältnisse seiner Haft: grausam. „Er war am Verhungern. Sie erlaubten ihm nicht, Essen zu kaufen. Sie haben ihn wirklich mit Hunger gefoltert.“

Ich war allein, als ich die Todesnachricht erhielt

Über den Tag der Todesnachricht sagt Nawalnaja: „Ich war in der Nacht in München angekommen, um an der Sicherheitskonferenz teilzunehmen.“ Ihr erstes Treffen war am Mittag geplant. Nawalnaja: „Dann schaute ich auf mein Telefon. Nachrichten erschienen und ich merkte, dass es die Schlagzeilen über Alexej waren.“

Das sei zunächst nicht ungewöhnlich gewesen, weil Alexej fast täglich Vernehmungen im Gericht gehabt hätte. „Dann sah ich das dritte Wort. Das dritte Wort sagte: Er ist gestorben. Für fünf Sekunden wandte ich mich ab und erst dann verstand ich, was das Wort bedeutete. Ich war in meinem Zimmer. Ich war allein.“

Über ihre Gefühle in diesem Moment sagt sie nur: „Es ist schwierig zu beschreiben, was ich fühlte. Es ist ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann und das ich hoffentlich nie wieder in meinem Leben spüren werde.“

Trotzdem: Sie entschied sich, wenige Stunden danach eine Rede bei der Sicherheitskonferenz zu halten.

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Nawalnaja: „Die Organisatoren der Sicherheitskonferenz riefen an und luden mich dazu ein, zu sprechen. Ich sagte ohne zu zögern zu. Aber es war unheimlich. Viele hochrangige Staatsmänner nehmen an der Sicherheitskonferenz teil. Wenn sie reden, hatten sie Zeit, um sich vorzubereiten. Ich war in einer anderen Lage. Ich trat auf und sagte, was ich sagte.“

Im Gespräch mit „Time“ warnt sie westliche Politiker wiederholt vor Wladimir Putin. „Das Problem des Westens ist, dass er glaubt, Putin ist ein Politiker. Er hat aber schon lange aufgehört, ein Politiker zu sein. Er ist der Kopf einer Gruppe der Organisierten Kriminalität.“ Und er sei völlig unberechenbar.

Sie selbst will ihren Kampf gegen Putin fortsetzen, schwört ihm geradezu Rache: „Mir ist es egal, ob er Angst vor mir hat oder nicht“, sagte sie. „Ich werde tun, was richtig ist. Ich werde gegen Putin kämpfen. Putin ist mein Feind. Er hat meinen Mann getötet.“

Seit Wochen lässt sich Julia Nawalnaja von einem Leibwächter beschützen. Hintergrund: Am 12. März wurde ein enger Freund ihres Mannes in der litauischen Hauptstadt Vilnius von einem Unbekannten mit einem Hammer angegriffen. „Freunde bestanden seither darauf, dass ich einen Leibwächter bekomme“, sagt sie.

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„Ich verspreche Ihnen, dass ich niemals Angst haben werde“, sagte sie zu den Journalisten von „Time“. Sie lebe seit 15 Jahren unter diesem Druck. „Sie beobachten mich. Sie beobachten meine Kinder. Ich habe gelernt, das nicht zu beachten. Es gibt unschöne Momente, aber das kann man nicht ändern.“

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